Zubehör: Sinn oder Unsinn - das ist hier die Frage

Bei der Auswahl eines neuen Kinderwagens steht man schnell vor den ersten Entscheidungshürden. Hat man sich einmal zu einer Marke und einem Modell durchgerungen, geht es los mit Zubehör: Wanne oder Tragetasche, mit Handbremse oder ohne, Fußsack und Sonnenschirm dazu? Braucht man die original Wickeltasche im passenden Design? Ein Kuschelnest? Radschutzhüllen?

Ich habe im Laufe der Zeit mit den verschiedenen Kinderwägen auch verschiedenes Zubehör getestet, wobei sich manches als sehr nützlich erwies und anderes wiederum als völlig überflüssig. Ich gebe hier daher wiederum meine persönliche Meinung und Erfahrung wieder - ob sie für einen persönlich auch zutrifft, entscheidet jeder für sich.

 

Ich starte mit einer Aufzählung des Zubehörs, das sich für uns als nützlich erwiesen hat:

 

Eine Wanne oder Tragetasche ist für einen Säugling unumgänglich. Wir hatten eine (Falt-)Wanne, die eine eigene Unterkonstruktion hat, mit der sie auf dem Gestell montiert wird. Die Verwendung ist unkompliziert und die Wanne bietet Stabilität. Sie hat i.d.R. ein eigenes Verdeck und eine Windschutzdecke. Bei unserer Wanne (von Hartan) war der Tragegriff im Verdeck, so dass die Wanne gut ausbalanciert war. Allerdings war sie relativ schwer und über längere Strecken unhandlich zu tragen. Das Faltmaß war jedoch sehr flach. Ich habe mich für die Wanne entschieden, weil ich einen vollwertigen Erstlingswagen wollte, wo ein Verdeck an der Wanne ist (man will ja nur das Beste für sein Baby...) und ich somit nicht den Sportaufsatz UND eine Tragetasche verwenden musste (Platz im Auto und so). Im Nachhinein hätte es eine Tragetasche sicher genauso getan, zumal sie sowieso nur etwa 6 Monate genutzt wird. Die Tragetaschen sind zur Verwendung auf dem (in Liegeposition gebrachten) Sportaufsatz gedacht, wobei die Tasche selbst normalerweise kein Verdeck hat, sondern das Verdeck des Sportaufsatzes genutzt wird. Dabei gibt es Tragetaschen mit festen Seitenwänden (nicht faltbar) und sogenannte Softtragetaschen, die nur unter der Liegefläche verstärkt sind. Getragen werden sie mit Riemen, die an den Seiten befestigt sind. Sie haben den Vorteil, dass sie leichter zu tragen sind. Der Nachteil ist, dass man den Sportaufsatz benötigt, um sie benutzen zu können.

 

Wie bereits erzählt, habe ich unseren ersten Wagen ohne Handbremse bestellt, da ich es für völligen Quatsch hielt und ich dachte, das bräuchte man höchstens, wenn man Sport machen will. Im Nachhinein lernte ich die Handbremse sehr zu schätzen und würde sie immer dazu nehmen, wenn sie verfügbar ist, denn sie macht das Schieben bergab einfach viel leichter!

 

Ein Regenschutzverdeck ist in jedem Fall zu empfehlen, denn selbst wenn man nur "schön-Wetter-Spaziergänger" ist, kann einen plötzlicher Regenschauer überraschen und dann ist das Regenverdeck schnell übergeworfen und Wagen samt Kindern bleibt trocken. Dabei muss es nicht der original-Regenschutz sein, auch universelle Ausführungen, z.B. vom Drogeriemarkt erfüllen durchaus ihren Zweck. Da es sie in allen Varianten gibt, sind auch der Buggy oder der Geschwisterwagen vor nässe geschützt.

 

Ist man auch im Winter mit einem Kleinkind unterwegs, sollte auch der Winterfußsack bei der Ausstattung nicht fehlen. Lammfell- oder Daunensäcke regulieren die Wärme gut, aber auch Fleecesäcke sind zweckmäßig. Praktisch sind Ausführungen mit Gurtschlitzen, um das Kind weiterhin anschnallen zu können und gleichzeitig wird dadurch ein Wegrutschen des Fußsacks verhindert. Waschbarkeit ist zu empfehlen, da gerade im Winter Schneematsch und Streusalz an den Fußsack gelangen können, die Flecken hinterlassen. Eine extra Beindecke, die an den Seiten des Wagens befestigt werden kann, ist für den Übergang nützlich, wenn es für den Fußsack noch zu warm, ohne Decke aber schon zu kalt ist.

Ein Kuschelnest (Fußsack im Kleinformat) ist für die Nutzung in der Wanne/Tragetasche gedacht, um es dem Baby auch dort schön warm zu machen. Kann man kaufen, muss man aber nicht. In der Wanne kann man auch gut eine Decke nutzen, da sie ja nicht runterrutschen kann. Wenn das Baby allerdings recht rege strampelt, kann es wieder sinnvoll sein, denn das Kuschelnest kann nicht weggestrampelt werden wie eine Decke. Wir hatten ein Kuschelnest und haben dieses dann im Winter auch noch in der Babyschale im Auto verwendet, da sie gut hineinpasste.

 

Weiteres Zubehör, das ich nie wieder missen möchte, sind die Taschenhaken. Ich habe welche, die mit Klettband um den Schiebegriff befestigt werden. Zwei geschlossene Haken (wie ein Karabiner, jeweils einer an jeder Seite) nutze ich, um die Wickeltasche zu befestigen und einen offenen Haken in der Mitte benutze ich, um Tüten oder die Hundeleine dran zu hängen. Da sie durch den Klett sehr variabel sind, kann man sie auch an den Seiten des Kinderwagens befestigen und hat dadurch noch mehr Möglichkeiten.

Auch meine Seitentaschen und den Organizer würde ich nicht mehr hergeben! In die Seitentaschen (beim TFK standardmäßig dabei, bei Phil&Teds z.B. als Zubehör erwerblich) passen Kleinkram wie Geldbeutel, Schlüssel, Spielzeug das mit muss. In den Organizer, der am Schiebegriff befestigt wird (man hat ihn dann zwischen Griff und Verdeck), passen je nach Ausführung zwei Getränkeflaschen, Feuchttücher, Kekse, usw. Auch ein Kinderwagennetz bringt noch mehr Stauraum, wenn auch nicht so Übersichtlich und schnell griffbereit. Die gibt es auch mit Innenfutter, so dass zwischen den Maschen nichts verloren geht. Es gibt außerdem noch die Variante, die aussieht wie die Rücksitzorganizer für Autos, die besonders für Buggies nützlich sind.

 

Das Sonnensegel ist ein weiteres Hilfsmittel, das variabel einzusetzen und für alle Kinderwagen passend ist. Es wird mit einem Gummizug am Verdeck oder der Schiebstange eingehängt und auf der anderen Seite mit Bändern so befestigt, dass es Schatten spendet. Das Segel kann durch den Tunnelzug der Bänder vor und zurück geschoben werden, so dass man wieder Blickkontakt zum Kind herstellen kann, ohne das Segel ganz abnehmen zu müssen. Es hält gleichzeitig auch den Wind ein wenig ab und kann zur Verdunkelung genutzt werden. Die Auswahl ist groß mit vielen unterschiedlichen Farben und Mustern und auch selbst nähen ist keine große Kunst.

 

Ein lang genutztes Accessoire ist bei uns auch der "Rollatorschirm". Das ist ein großer Regenschirm mit spezieller Halterung, die am Seitenrohr des Kinderwagens befestigt wird und in mehrere Richtungen verstellbar ist. Für war das immer sehr praktisch, weil ich mit Kinderwagen in der einen und Hund in der anderen eigentlich eine dritte Hand für einen Regenschirm gebraucht hätte. Wie der Name vermuten lässt, werden diese Schirme für Rollatoren konzipiert und sind deshalb nicht für alle Kinderwägen passend. Auch hatte er die Tücke, dass er manchmal sehr gewackelt hat oder mir während dem Schieben ins Gesicht gerutscht ist, wenn er nicht richtig befestigt war. Der Vorteil ist, dass er platzsparend an der Seite des Wagens hängt und auch bei überraschendem Regen parat steht. Er kann auch einfach abgenommen werden, wobei die Befestigung selbst am Wagen bleibt. Mittlerweile ist unser Schirm altersschwach und hat Löcher, daher habe ich mir eine Universalhalterung besorgt, die ähnlich befestigt wird und eine Klemme hat, in die man die meisten Regenschirme einspannen kann.

 

Bei vielen Herstellern geht das Design der Sitzbezüge derzeit in die Richtung, dass die Sitzeinheit selbst eine Unifarbe hat und es eine Sitzauflage dazu gibt, die sich farblich anpasst oder kontrastiert, je nachdem was gefällt. Das ist nicht nur schön und variabel, sondern auch bequemer, schonend für die Sitzbezüge, besser und einfacher zu reinigen und erhöht den Wiederverkaufswert. Sie sind mit Gurtschlitzen ausgestattet, so dass auch Anschnallen weiter möglich ist und ein Wegrutschen verhindert wird. In manchen Fällen kann das Zusammenklappen etwas schwieriger sein, bzw. das Klappmaß etwas erhöhen, da die Sitzeinheit einfach dicker ist und das Kissen seinen Platz braucht.

 

Adapter, um die Babyschale vom Auto auf das Kinderwagengestell montieren zu können, sind mittlerweile für fast alle Wägen erhältlich. Für Maxi Cosi und Römer gibt es meist eigene Adapter, für andere, nicht so gängige Babyschalen gibt es z.B. bei Hartan Universalhalterungen. Das war sehr praktisch, wenn man nur mal kurz in ein Geschäft wollte, ohne das Baby groß aus der Schale in die Wanne umzubetten oder es nicht aus dem Schlaf reißen wollte, weil es im Auto eingeschlafen war. Für eine Dauernutzung ist diese Variante aber nicht gedacht, da das Baby nicht flach liegen kann.

 

Dass Gurte sinnvoll sind, steht wohl außer Frage, spätestens, wenn das Kind mobil wird und nicht auf der Straße aus dem Wagen klettern soll. Den Sicherheitsbügel fand ich immer praktisch, weil er in der Mitte den Steg hatte, so dass das Kind nicht unten durchrutschen konnte und auch nicht rausklettern konnte, wenn es nicht angeschnallt war. Außerdem lassen sich daran gut Buggybücher oder anderes Spielzeug befestigen.

 

Je nach Kinderwagenmodell und optionalem Zubehör, hat sich auch die Quadachse für den Winter als sinnvolle Erfindung erwiesen, sofern die Möglichkeit besteht, eine solche anzubringen. Sie ersetzt die kleinen Vorderräder durch große, um damit besser durch unwegsames Gelände zu kommen.

 

Als ich unseren Quinny bekam, waren als Zubehör Schiebegriffbezüge aus schwarzem Kunstleder dabei. Ich fragte mich zuerst, was doch wohl wieder für ein Fetisch sei und packte sie erstmal weg. Doch nach kurzer Zeit merkte ich, dass es kein besonders angenehmes Hautgefühl ist, wenn man schwitzige Hände hat und diesen Schumstoff, der den Schiebegriff ummantelt, umklammert. Also gab ich den Dingern eine Chance - und was soll ich sagen, es macht einen Unterschied. Den Hartan schiebe ich nach wie vor ohne, denn da ist der Kunststoff angenehmer. Beim allen anderen Wägen, die diese Art Moosgummi haben, benutze ich jedoch Schiebegriffbezüge. Ja, irgendwie dekadent, aber angenehm ;-)

 

 

 

Kommen wir nun zum unnützen oder überflüssigen Zubehör:

 

Der Sonnenschirm, passend zum Wagen, schien mir bei der Bestellung unseres Racers absolut sinnvoll. Mit einer Universalklemme am Gestell zu befestigen und biegsam - was braucht man mehr? Um es kurz zu machen: Standhaftigkeit braucht es mehr! Beim kleinsten Windstoß verdrehte sich der Schirm, stand dann in der falschen Richtung und bot alles andere als Sonnenschutz. Auch bei der Befestigung in der vorgesehenen Aussparung am Sportaufsatz änderte sich das nicht, da sich der Schirm um seine eigene Achse drehte. Die Sicht für das Kind ist meiner Einschätzung nach zwar etwas besser als beim Sonnensegel, die Handhabung ist jedoch alles andere als praktisch.

 

Wie man sieht, war das meiste Zubehör, das ich getestet habe, auch sinnvoll. Es könnte sich aber durchaus noch so manches unnützes Teil im Zubehör verbergen, das ich zwar kenne, aber selbst noch nicht getestet habe.

 

 

Unerprobtes Zubehör:

 

Radschutzhüllen gab es bei unserem Wagen extra dazu zu bestellen, was ich nicht tat, da ich noch keine Notwendigkeit dafür sah. In unserer ersten Wohnung hatten wir den Wagen im Wohnzimmer stehen, weil wir nur über die Terrasse ohne Treppe nach draußen konnten. Wenn die Räder nass waren, war das natürlich nicht so schön. Ich bastelte einen wasserdichten "Stellplatz" aus Plane und Fußabstreifern, was zweckmäßig war. Denn die Radschutzhüllen decken zwar die Räder ab, aber wenn man im Regen war, ist auch das Gestell (vor allem von unten) nass und das tropft dann in der Wohnung ab. Die Radschutzhüllen kann ich daher nicht bewerten, weil ich sie nie getestet habe, aber ich nehme an, dass sie nicht alles sauber halten können. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass das Dranmachen und Abnehmen etwas eklig sein könnte, wenn man über undefinierbaren Untergrund gefahren ist... Die Räder trocknen sicherlich schlechter (oder gar nicht?) unter den Hüllen.

 

Bei meinen Schmökertouren durch das World Wide Web stolperte ich irgendwann über sogenannte "Liegeflächenverlängerungen". Deren Sinn ist mir bis heute nicht ganz klar. Sie werden an die Unterseite der Sitzfläche des Sportaufsatzes montiert und schließen das Fußteil somit ringsum ab. Aber wann verwendet man diese? Wenn das Baby noch liegt, ist es in der Wanne oder der Tragetasche. Die Tragetasche ist gesichert über Befestigungsmöglichkeiten, die mit dem Gestell bzw. der Sitzeinheit verbunden sind. Man nutzt die Liegeflächenverlängerung also ohne Tasche. Wozu? Dass die Füße des Kindes nicht zur Seite raushängen können? Die Liegefläche verlängern sie jedenfalls nicht, denn sie reichen genau bis zum Ende des Fußteils. Ich komme nicht dahinter... Jedenfalls sind diese Teile dann auch noch so teuer, dass ich mich gleich zweimal frage, wer so etwas wohl kauft.

 

Ein Insektennetz haben wir zwar, jedoch habe ich es in 4 Jahren kein einziges Mal verwendet. Es gab nie den Fall, dass Insekten derart lästig gewesen wären, dass ich mein Baby davor hätte schützen müssen.

Das UV-Schutznetz, das bei unserem TFK im Verdeck integriert ist, nutzen wir schon, da es die Sicht nicht so einschränkt wie das Sonnensegel, aber den Blendeffekt durch die Sonne reduziert. Da ich aber nicht beurteilen kann, wie gut es die Sonne tatsächlich abhält und von meinem Sohn nur eine "passt schon"-Bewertung bekam, zähle ich dieses Netz zum unerprobten Zubehör ;-) Vorteilhaft ist sicherlich, dass es keinen Wärmestau verursacht, weshalb diese Netze wohl immer mehr Anwendung finden.

 

Mit der Anschaffung eines Handwärmers oder Kinderwagenmuffs für die kalten Tage habe ich schon geliebäugelt, da ich immer kalte Hände habe, bis mir eingefallen ist, dass ich fast immer eine Leine in einer Hand habe und ich mit Handschuhen dann doch besser dran bin. Wenn man allerdings nur schiebt und seine Hände am Kinderwagen lassen kann, ist das bestimmt ein angenehmes Zubehör.

 

Als ich mich mit der Thematik Buggyboard beschäftigte, recherchierte ich, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, den Schiebegriff irgendwie zu verlängern, um beim Schieben mehr Platz für die Füße zu haben. Ich dachte, dieses Problem würden doch mehrere Leute haben und dass es sicherlich eine Lösung gäbe, aber scheinbar ist dieser Markt nicht erschlossen. Ich fand lediglich eine Bauanleitung eines erfinderischen Vaters, der den Schiebgriff seines Joggers selbst verlängert hat und eine britische Firma, die eine universell montierbare Verlängerung anbietet. Sonst nichts. Kaum vorstellbar, wo es doch auch massenhaft Unsinn zu kaufen gibt. Inzwischen hatte ich jedoch den Strolli Rider entdeckt und die Schiebegriffverlängerung war somit hinfällig.

 

Bei meinem Ausflug in die britische "Pram Industry" stieß ich außerdem auf den "Buggy Connector". Das sind drei Kunststoffverbindungen, die zwei (idealerweise baugleiche) Kinderwägen fest miteinander verbinden und so zum Geschwister-/Zwillingswagen machen. Die Idee finde ich nicht schlecht, jedoch habe ich Bedenken hinsichtlich der Alltagstauglichkeit. So sind diese verbundenen Einzelwägen noch breiter als ein Doppelwagen sowieso schon wäre. Außerdem muss man die Verbindungen erst wieder lösen, um die Wägen zusammen klappen zu können. Für bestimmte Konstellationen, wenn man die Wägen nicht im Auto transportieren muss und sie nur für Spaziergänge im Freien nutzt, ohne enge Geschäfte aufzusuchen, könnten sie eine Alternative zur Anschaffung eines Geschwisterwagens sein. Allerdings braucht man einen zweiten, baugleichen Kinderwagen, den man in den meisten Fällen auch noch nicht hat...

 

Viele Hersteller bieten zu ihren Kinderwägen auch passende Transporttaschen an, in denen man den kompletten Wagen verstauen kann, um ihn mit auf Reisen zu nehmen. Sicher kein schlechtes Utensil, um z.B. im Flugzeug Verschmutzungen oder gar Verluste von Anbauteilen zu vermeiden.

 

 

 

 

 

 

 

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